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Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner und Klima- und Umweltdezernentin Heilig holen Andrea Capuccis Installation „Die Beweinung“ in den politischen Raum vor den Plenarsaal im Römer.

Foto: Stadt Frankfurt

Die Installation „Die Beweinung“ nimmt den Tod des kleinen syrischen Jungen Alan Kurdi auf, der 2015 an der Mittelmeerküste angeschwemmt wurde. Das Bild des Kleinkinds, das leblos mit dem Gesicht nach unten im Sand liegt, ging um die Welt und steht ikonographisch für die vielen Menschen, die auf der Flucht im Mittelmeer sterben.
Der italienische Künstler Andrea Capucci lässt einzelne Figuren seiner Installation knien, den Jungen beweinen und Rosen als Symbol für ihre Trauer niederlegen. Andere stehen dicht gedrängt hilflos beobachtend im Hintergrund. Viele Figuren haben keine Arme, sie sind handlungsunfähig. Für den Künstler ist die Installation mit den 94 Terrakottafiguren auf einem Podest das Sinnbild einer Gesellschaft, in der manche Mitgefühl zeigen, sich viele andere aber gleichgültig abwenden oder hilflos dabeistehen.
Das Werk war im Juni in der Ausstellung „Menschenknospen“ im Palmengarten zu sehen. Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner und Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig wollen das Werk nun bewusst in den politischen Raum umziehen, um auf die politische Verantwortung für die Geflüchteten aufmerksam zu machen – ganz aktuell vor dem Hintergrund des erneuten Unglücks mit vielen Toten vor Griechenland in der vergangenen Woche und der gesellschaftlichen Diskussion um den Umgang mit Flüchtlingen an Europas Außengrenzen.
93 Figuren gruppieren sich um das tote Kind, 93 Stadtverordnete hat das Frankfurter Stadtparlament. „Wir, die wir Politik machen, stehen in der Verantwortung für Menschen wie Alan Kurdi und seine Familie“, sagt Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner, „egal auf welcher politischen Ebene wir arbeiten. Wir dürfen nie weggucken. Menschliche Tragödien mit so vielen Toten wie in der vergangenen Woche erst wieder dürfen uns niemals gleichgültig sein. In einer anderen Konstellation könnte es unser Kind sein, das da leblos im Sand liegt. Jeder einzelne Mensch auf der Flucht verdient unsere Empathie und unsere Hilfe.“
„Die globale Klimaerwärmung verursacht in vielen Regionen der Welt Dürren, Überschwemmungen und schwere Stürme“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Heilig. Immer häufiger seien es Extremwetter-Ereignisse und Naturkatastrophen, die die Menschen zwängen, ihre Heimat zu verlassen. Dabei hätten Klimaflüchtlinge oft am wenigsten zur aktuellen Lage beigetragen. „Andrea Capuccis Skulptur ‚Die Beweinung‘ sollte uns Mahnung sein, uns nicht zu drücken vor unserer Verantwortung. Wir sollten alles tun, den Flüchtenden eine sichere Zuflucht zu geben”, so Heilig.
„Die Stadt Frankfurt hat sich zum ‚sicheren Hafen‘ für Geflüchtete erklärt, wir kümmern uns um geflüchtete Menschen und bieten ihnen Perspektiven“, sagt Sozialdezernentin Elke Voitl. Viele Bürger:innen engagierten sich ehrenamtlich seit Jahren für Menschen, die ihre Heimat verlassen haben. Arslaner, Voitl und Heilig werben dafür, dass dies so bleibe. Dass Frankfurts Politiker:innen Verantwortung übernähmen auch für Geschehnisse, die nicht vor ihrer Haustür passierten, dass die Frankfurter Stadtgesellschaft weiter Empathie und Solidarität zeige und Geflüchtete nie ihrem Schicksal überlasse. „Wir wollen keine Kultur des Wegschauens in dieser Stadt“, sagt Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner.