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Erster Bibliotanz-Gottesdienst in der Andreasgemeinde in Eschersheim: Ausprobieren von Ausdrucksformen christlichem Glaubens.

Pfarrerin Sabine Fröhlich lädt zum ersten Tanzgottesdienst in die Andreasgemeinde in Eschersheim.
Foto: privat

In der Bibel wird getanzt, immer wieder. Im Gottesdienst eigentlich nicht. Am Sonntag, 15. Januar 2023, im 10 Uhr-Gottesdienst in der Evangelischen Andreasgemeinde, Frankfurt-Eschersheim, aber schon. Pfarrerin Sabine Fröhlich lädt erstmals zu einem „Tanzgottesdienst“ in den geheizten Gemeindesaal, Kirchhainer Straße 2, ein.
Von 2019 bis 2021 hat sich Fröhlich, 60, in Sachen Bibliotanz fortgebildet. Eine große Freude ist für sie, dass am 15. Januar ihre Ausbilderin, die Theologin Astrid Thiele-Petersen aus Plön anreist und diesen besonderen Gottesdienst mitfeiert. „Sie hat den Bibliotanz erfunden, ihn auch als Marke eingetragen“, erzählt Fröhlich. Parallel zu vergleichbaren Ansätzen in den Niederlanden habe Thiele-Petersen das Konzept aus der Taufe gehoben und über Jahre fortentwickelt.
Gottesdienst nicht als Frontalveranstaltung verstehen, Bewegung reinbringen, Bezüge herstellen, das interessiert Fröhlich schon lange. Früher war sie Pfarrerin in Cantate Domino, Nordweststadt, hat dort und andernorts Bibliolog angeboten. Nun Bibliotanz: In der Andreasgemeinde soll es nicht nur diesen besonderen Gottesdienst geben, es haben sich Interessierte für Bibliotanz-Workshops angemeldet, weitere Teilnehmer:innen sind willkommen.

Bei all den Ansätzen, ob Bibliolog oder Tanz, ist der biblische Text kein Bezugspunkt im Irgendwo, sondern konkreter Dreh- und Angelpunkt. Am 15. Januar wird an die Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ angeknüpft, sie entstammt dem ersten Buch Mose. Vielleicht wird es im Gemeindesaal Menschen geben, die ihre Hand zum Fernrohr formen, doch gedacht ist eigentlich weniger an Pantomimisches, eher an individuellen Ausdruck der Empfindungen. Eingeladen wird, im Sitzen oder im Raum mittels freiem Tanz „Blickkontakt“ mit Gott aufzunehmen – der Assoziationen und Bewegungen sind wenig Grenzen gesetzt.
Wichtig ist Sabine Fröhlich aber das Motto dieser besonderen Gottesdienstfeier: „zum Mittanzen oder Zuschauen, zum Mitbeten und Mitbewegen“. „Es soll keine peinlichen Momente geben“, betont die Pfarrerin. Auch die Frau, die ihren Rollator neben dem Stuhl parkt, soll sich mittendrin und beteiligt fühlen. „Es wird immer genug Raum gelassen für mehrere Möglichkeiten“.
Wolfgang Tews begleitet den Bibliotanz-Gottesdienst in der Andreasgemeinde am Klavier. Fröhlich freut sich, dass weitere Absolvent:innen ihrer Ausbildung mit ihr gemeinsam den Tag vorbereiten und gestalten.
Die Pfarrerin setzt darauf, dass Menschen, die regelmäßig sonntags in das Gotteshaus an der Kirchhainer Straße kommen, neugierig sind und sich auf das Konzept einlassen und zugleich aus der weiteren Umgebung Leute kommen, die mit dabei sein wollen bei diesem etwas anderen Gottesdienstansatz.