Keine Entspannung für den Stadtwald – Frankfurts „grüne Lunge“ leidet weiter unter Hitzestress.
Foto: Grünflächenamt Stadt Frankfurt am Main
Der negative Trend der Jahre 2018 bis 2022 hinsichtlich des Waldzustandes setzt sich auch im Jahr 2023 fort. „Die Folgen der vergangenen heißen und trockenen Sommer nehmen zu. Trotz der Regenfälle in diesem Jahr ist keine Besserung in Sicht. Der Klimawandel ist und bleibt eine Bedrohung für Frankfurts ‚grüne Lunge‘“, sagte Klima-und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig bei der Vorstellung des Berichts am vergangenen Freitag, 17. November, im Frankfurter StadtWaldHaus.
Das Frühjahr 2023 lag bei den Temperaturen und den Sonnenstunden für Frankfurt ohne Abweichungen im langjährigen Mittel. Die Niederschlagsmengen waren in den verschiedenen Monaten ungleichmäßig verteilt, aber mit 144 Prozent überdurchschnittlich hoch. Insgesamt fielen etwa 282 Liter pro Quadratmeter Niederschläge. Gegenüber dem Vorjahr war das in etwa das Vierfache an Sommerniederschlägen. Damit bewegten sich die Niederschläge 2023 auf einem deutlich höheren Niveau als in den Sommern 2018 (32 Prozent), 2019 (78 Prozent), 2020 (76 Prozent), 2021 (130 Prozent) und 2022 (40 Prozent). Allerdings waren diese Niederschläge erst ab Ende Juli zu verzeichnen.
Von den hohen Niederschlagsmengen profitierten in diesem Jahr vor allem die Bodenvegetation und die jungen Baumpflanzen. Es gab im Vergleich zu den Vorjahren zwar keine extrem langen trockenen Zeiträume während der Vegetationsperiode, dennoch konnten sich die Bäume durch die späten und ungleichmäßig verteilten Niederschläge nicht erholen. Die Folgeschäden aus den vorausgegangenen Trockenjahren bleiben daher weiterhin bestehen und die Wassermengen haben nicht zu einer maßgeblichen Entspannung der Situation geführt.
Insgesamt kränkeln aufgrund der fehlenden Wassermengen 98,5 Prozent der Waldbäume und zeigen Verlichtungen in den Baumkronen sowie frühzeitigen Laubfall. Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich damit der Zustand um 0,9 Prozent leicht verschlechtert.
Die Erhebung des Zustands wird seit 1984 auf ausgewiesenen Probeflächen im südlich der Stadt angrenzenden Stadtwald durchgeführt. Dabei werden insgesamt 1660 Bäume in ihrer Entwicklung untersucht. Diese Stichproben entsprechen in ihrer Zusammensetzung der Verteilung der Hauptbaumarten im Stadtwald mit 40 Prozent Eiche, 31 Prozent Kiefer und 29 Prozent Buche.
Klassifiziert werden vier Stufen:
- Stufe 0 – ohne Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust bis 10 Prozent
- Stufe 1 – schwache Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 11 bis 25 Prozent
- Stufe 2 – mittelstarke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 26 bis 60 Prozent
- Stufe 3 – starke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 61 bis 100 Prozent
Die Auswirkungen der vergangenen Trockenjahre und der anhaltenden Dürre bleiben über alle Baumarten deutlich sichtbar: Abgestorbene oder absterbende Eichen, Buchen und Kiefern prägen vielerorts das Waldbild. Häufig sind ganze Kronenteile und Astpartien abgestorben. In vielen Fällen fehlt ein Großteil des Feinreisigs, das den Hauptteil der Blatt- und Nadelmasse trägt. Diese bereits abgestorbenen Baumteile können bei Altbäumen nicht mehr ersetzt werden, die Hauptkrone bleibt insgesamt langfristig geschädigt.
„Wenigstens konnten wir in diesem Jahr verzeichnen, dass Kulturen von den Regenfällen profitiert haben und wir nur partiell Ausfälle hatten. Das heißt, die von uns gepflanzten Bäume zur Wiederaufforstung des Stadtwaldes haben bislang zu einem Großteil überlebt“, fügte Tina Baumann, Leiterin der Abteilung StadtForst, an. Der Stadtwald sei dennoch weiterhin in einer sehr angespannten Dauerstresssituation, eine Besserung aktuell nicht zu erwarten.
Und es kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Mit der zunehmenden Trockenheit leidet der Stadtwald auch unter vermehrten Waldbränden. Für das Jahr 2022 wurden für den Stadtwald 14 Brände mit einer Gesamtbrandfläche von 5400 Quadratmetern (0,54 ha) verzeichnet. Im Jahr 2023 wurden bisher vier Brände im Stadtwald mit einer Gesamtfläche von 19.200 Quadratmetern (1,92 ha) gemeldet. Mit etwa 18.000 Quadratmetern war ein Feuer im Juni 2023 unmittelbar östlich des Waldfriedhofes Goldstein verhältnismäßig groß. Jedoch hielt sich der angerichtete Schaden glücklicherweise in Grenzen: Es blieb bei einem Bodenfeuer, das überwiegend trockenes Laub und am Boden liegendes Totholz verbrannte.
„Ein gesunder Wald ist unser Garant für ein intaktes Klima, für Artenvielfalt und für einen stabilen Wasserhaushalt. Ihn fit zu machen, ist die zentrale Aufgabe der nächsten Jahrzehnte“, sagte Stadträtin Heilig. Das Sonderprogramm „Zukunft Stadtwald“, das der Magistrat in diesem Jahr verabschiedet hat, sei daher „eine Investition in eine gesunde Zukunft der Kinder von heute“. In dem Programm stehen insgesamt 4,5 Millionen Euro zur Verfügung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und einen klimastabilen Wald aufzubauen. Der Stadtwald soll in seinen vielfältigen Funktionen für Erholung, Holzwirtschaft, Artenschutz und CO2-Speicherung erhalten bleiben.
Weitere Informationen gibt es unter Telefon 069/212-33118