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Stadträtin Tina Zapf-Rodríguez stellt Waldzustandsbericht vor

Foto: Grünflächenamt Frankfurt am Main

Dem Frankfurter Stadtwald geht es weiterhin nicht gut. Das zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht, den Tina Zapf-Rodríguez, Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen, am gestrigen Dienstag, 5. November, vorgestellt hat: „Obwohl es überdurchschnittlich viel geregnet hat, hat sich der Stadtwald nicht erholt. Wir müssen uns weiter Sorgen machen. Von 100 Bäumen ist rechnerisch nur einer gesund“, sagte Zapf-Rodríguez. Damit setzt sich der negative Trend der Jahre 2018 bis 2023 im Jahr 2024 fort. Eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Laub- und Nadelbäume sei auf Basis aktueller klimatischer Prognosen nicht zu erwarten, betonte die Dezernentin: „Insgesamt lassen wir uns davon nicht entmutigen. Ich bin sehr dankbar für die Tatkraft der Forstmitarbeitenden​ und ihrem Willen, den Stadtwald angesichts der großen Herausforderungen klimaresilient zu machen. Wir brauchen stabile Ökosysteme! Wir setzen alles daran, unseren Frankfurter Stadtwald auch für künftige Generationen zu erhalten und zu schützen.“ 
Die Abteilungsleiterin des StadtForstes, Dr. Tina Baumann, sieht aber auch positive Entwicklungen: „Wir haben in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, die uns nun in die Hände spielen. Eine Trendwende, was den Zustand des Waldes betrifft, ist zwar noch nicht zu erkennen. Aber durch die Art und Weise, wie wir den Wald bewirtschaftet und gepflegt haben, konnten wir manche Entwicklungen abmildern. Zu den Maßnahmen zählen der frühzeitige Voranbau von Laubholz unter Nadelholz, bereits vor vielen Jahren angelegte Versuchsflächen und die Anzucht von geeignetem Saatgut.“
 
Seit 1984 wird bundesweit auf fest ausgewiesenen Probeflächen die Entwicklung der Waldschäden beobachtet und der sogenannte Belaubungszustand der Kronen als Waldzustandsbericht dokumentiert. Grundlage für die Dokumentation ist im Frankfurter Stadtwald ein Stichprobenraster im Abstand von 500 mal 500 Metern. Je Fläche sind zehn Bäume markiert, die in die Bewertung einfließen. Bei 166 Flächen sind das insgesamt 1660 Bäume. Hierbei sind die Eiche mit rund 40 Prozent, die Buche sowie Edellaubhölzer wie Esche und Ahorn mit etwa 31 Prozent und die Kiefer mit 29 Prozent vertreten. Diese Baumarten werden für die Auswertung nach Alter unter 60 Jahren (junge Bäume) und nach Alter über 60 Jahren (Altbäume) erfasst.
Die Fichte kommt im Stadtwald in nur geringer Zahl sowie vorwiegend im Taunus vor und ist innerhalb der Stichprobenflächen nicht vertreten. Die Zusammensetzung entspricht in etwa der Baumartenverteilung im gesamten Stadtwald. Erfassungszeitraum für den aktuellen Bericht ist von Herbst 2023 bis Sommer 2024.

Das Schadensbild der Baumkronen wird in vier Stufen eingeteilt:

  • Stufe 0 – ohne Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust bis 10 Prozent
  • Stufe 1 – schwache Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 11 bis 25 Prozent
  • Stufe 2 – mittelstarke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 26 bis 60 Prozent
  • Stufe 3 – starke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 61 bis 100 Prozent

Über alle Baumarten und über die Schadstufen 1 bis 3 betrachtet liegt das Schadniveau bei 98,5 Prozent – das entspricht dem Wert, der für den Vorjahresbericht ermittelt wurde. Die meisten Bäume sind mittelstark geschädigt (Stufe 2), hier liegt der Wert mittlerweile bei 40,4 Prozent. Leichten Zuwachs gibt es auch bei der Stufe 3 auf nun 39,2 Prozent. Der Anteil der Bäume mit schwacher Kronenverlichtung (Stufe 1) sank entsprechend auf 18,9 Prozent.

Viel Regen hilft jüngeren Bäumen

Im Betrachtungszeitraum von Herbst 2023 bis Sommer 2024 hat es ausreichend geregnet. Die Voraussetzungen für einen guten Start in die Vegetationsperiode 2024 waren also vorhanden. Davon konnten insbesondere die jüngeren und frisch gepflanzten Bäume profitieren. Ebenso ist die Begleitvegetation üppig gewachsen. Für bereits schwer geschädigte Altbäume reichen ein bis zwei regenreiche Jahre jedoch nicht aus, um sich stabilisieren zu können.

Stürme als Belastung

Waren in den vergangenen Jahren immer wieder extreme Hitze und Trockenheit eine schwere Belastungsprobe für die Bäume, erwiesen sich während der Frühjahrs- und Sommermonate im Jahr 2024 eher lokale Stürme und Regenereignisse als Problem. Viele alte und mittelalte belaubte Eichen, aber auch Buchen und Kiefern erlitten Schäden wie beispielsweise abgebrochene Äste. Auch stürzten Bäume vollständig um.

Stichwort: Frankfurter Stadtwald

Der Frankfurter Stadtwald umfasst eine Fläche von rund 6000 Hektar. Knapp 1200 Hektar davon gehören zu den Taunuswaldungen, die nicht im Waldzustandsbericht erfasst werden. Der Waldzustandsbericht bildet somit eine Fläche von gut 4800 Hektar ab.

Der Stadtwald besteht im Wesentlichen aus vier Bereichen: dem Unterwald im Süden, dem Schwanheimer Wald im Westen, dem Oberwald im Osten und den Taunuswaldungen. Die Waldflächen der Stadt Frankfurt werden vom StadtForst, einer Fachabteilung des Grünflächenamts, nachhaltig bewirtschaftet. Der StadtForst unterteilt sich wiederum in sechs Forstreviere. Der Stadtwald ist nicht nur Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere, sondern ist auch klimatisch von großer Bedeutung für die Stadt Frankfurt.

Der vollständige Waldzustandsbericht 2024 steht hier zum Download bereit.