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Noch eine Schraube anziehen und das Gestell sitzt. Mit einem „Klack“ setzt Spencer M. den Erste-Hilfe-Kasten in die Halterung neben der Tür. Gemeinsam begutachten er und die zwei alten Herren ihr gemeinsames Werk: Löcher bohren, Schrauben einsetzen – das ist Männersache. Auch hier im Treffpunkt von „Trotzdem aktiv“, wo die meisten männlichen Besucher schon alt und längst aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Mit Hilfe von Spencer M., Mitarbeiter bei Trotzdem aktiv, wo Menschen mit einer demenziellen Erkrankung tagsüber Betreuung finden, kriegen sie solche Arbeiten hin.

„Es ist optimal, wenn wir an den vorhandenen Fähigkeiten unserer Besucher anknüpfen können“, freut sich Hannelore Schüssler, die Trotzdem aktiv 2015 ins Leben rief und dort Beratung und Gruppen- sowie Einzelbetreuung für Menschen mit Demenz anbietet. An die Tischplatten, die sie wie so viele Eirichtungsgegenstände „zusammengeschnorrt“ hat, haben die Männer die passenden Tischbeine angebracht. Nun können an den Tischen die Frauen (manchmal auch Männer) beim Gemüseschnippeln helfen, wenn das Mittagsessen vorbereitet werden muss. Sie können dort auch Mensch-ärgere-dich-nicht spielen oder puzzeln, wie die beiden Handwerker nach getaner Arbeit. Herr F. setzt sich kurz dazu. Dann nimmt er seine selten unterbrochene Wanderung durch die Räume wieder auf. Die Türen stehen offen, er kann im Kreis gehen, ohne von Wänden in einer Sackgasse aufgehalten zu werden.

Täglich kommen acht bis zehn meist alte Menschen in die Einrichtung. Sie alle haben entweder Probleme, sich zu orientieren, können nur schwer alleine sein, sich nicht mehr bei allen alltäglichen Verrichtungen selber helfen. Für die Angehörigen ist es eine Entlastung, dass Vater, Mutter oder auch Ehepartner hier sicher und liebevoll betreut werden. In einer Angehörigengruppe können sie sich darüber hinaus mit anderen austauschen, die ähnliches erleben – auch dies eine Entlastung.

Im Gemeindezentrum der evangelischen Miriamgemeinde hat Trotzdem aktiv Räume angemietet, in denen die Menschen fünfeinhalb Stunden am Tag betreut werden. „Einmal im Monat besuchen wir den Gottesdienst der Gemeinde. Auch stehen die Türen zwischen Gemeinderäumen und dem Betreuungstreff tagsüber immer offen.“, freut sich Hannelore Schüssler. Auf einem Grundstück gleich nebenan sollen bald Hochbeete einen Platz finden. „Einer will Karotten säen, aber für mich ist auch ein Beet mit Unkraut okay“, sagt sie und lacht. Einmal in der Woche treiben die oft sehr bewegungsfreudigen Besucher im nahegelegenen Saalbau Nidda Sport in einer Bewegungsgruppe, die vom Frankfurter Netzwerk Aktiv bis 100 angeboten wird.

Betreut werden die Besucher von vier ehrenamtlichen und vier angestellten Mitarbeitern. Weitere fünf Personen werden in ihrer Wohnung aufgesucht, damit die pflegenden Angehörigen Entlastung erfahren. Für das niedrigschwellige Angebot ist die Kostenübernahme durch die Pflegekassen möglich. Mit 1.000 Euro, die sie für ihre Arbeit mit demenzkranken Menschen 2013 durch den Bürgerpreis der Stadt Frankfurt bekommen hat, und weiteren 5.000 Euro eines Sponsors hat Hannelore Schüssler die Räumlichkeiten eingerichtet. Dankbar ist sie auch für die Förderung durch das Rathaus für Senioren. „Und vieles, wie etwa Spiele, habe ich auf Flohmärkten gefunden oder von freundlichen Menschen geschenkt bekommen“, sagt sie.

Lieselotte Wendl