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Ausstellung im Kaisersaal zeigt revolutionäre Frauen und ihren Beitrag zur Demokratiegeschichte.

Abb.: Frauenreferat Stadt Frankfurt/ Gestaltung: Opak Werbeagentur

Vom 28. April bis zum 26. Juni präsentiert das Frauenreferat gemeinsam mit dem Historischen Museum Frankfurt sowie einer Vielzahl weiterer Kooperationspartner:innen 48 revolutionäre Frauen im Kaisersaal. Die sonst hier im Fokus stehenden Kaiser und Könige werden verhüllt und lassen den überlebensgroßen Portraits historisch bedeutsamer Revolutionär:innen den Vortritt.
Die Auswahl der 48 Revolutionär:innen erstreckt sich über Generationen und Ländergrenzen, greift dabei eine Vielzahl an Wirkungsfeldern und Protestformen auf.
Die Revolutionär:innen waren Arbeiterinnen und Bürgerinnen, Journalistinnen und  Kulturschaffende, Netzwerkerinnen und Feministinnen – vereint in ihrer gemeinsamen Revolte gegen soziale Ungleichheiten und ihrem Kampfgeist für politische Partizipation und rechtliche Gleichstellung. Es ging ihnen unter anderem darum, dass Frauen sich scheiden lassen und wiederverheiraten konnten (Mathilde Franziska Anneke und Johanna Kinkel). Es ging ihnen um die Abschaffung der Sklaverei (Sojourner Truth oder Harriet Tubman) oder um die gesellschaftliche Akzeptanz als jüdische Schriftstellerin und Künstlerin (Fanny Lewald oder Fanny Mendelssohn). Auch acht Frankfurterinnen sind unter den Auserwählten vertreten. Darunter Clotilde Koch-Gontard und Henriette Zobel. Beide begehrten gegen soziale Ungleichheiten auf.
„Wir möchten im Rahmen der aktuellen Debatten um Demokratie zu einer feministischen Erinnerungsarbeit beitragen. Wir wollen Kontinuitäten, Brüche und Widersprüche in der Demokratiegeschichte sichtbar machen. Denn sonst werden diese Kämpfe gegen Patriarchat und Kolonialismus, gegen Ungleichheit und Unterdrückung nicht erzählt. Wir wollen hier intervenieren und dafür sorgen, dass Emanzipationsgeschichten erzählt und erinnert werden. Dabei suchen wir nach Kollektivität, Solidarität und Widerstand. Gewaltverhältnisse sind damals wie heute ineinander verschränkt, ebenso wie die Proteste dagegen“, ergänzt die Kuratorin und Projektleitung Linda Kagerbauer aus dem Frauenreferat.
Aushandlung von Demokratie ist eine bis heute aktuelle Geschichte von Konflikten: ein Ringen um Teilhabe und Mitbestimmung. Fragen wie „Wer definiert und repräsentiert Demokratie? Welche Rolle spielen Frauen in demokratischen Prozessen? Wie können wir Demokratie feministisch und plural gestalten?“ beschäftigen uns bis heute. Die Revolutionär:innen können darauf eine Antwort geben: Die Ausstellung will deutlich machen, was ihr Handeln mit dem heutigen Demokratieverständnis gemeinsam hat und was die nachfolgenden Generationen von diesen revolutionären Frauen lernen können.
„Ihr Wirken ist ein zentraler Beitrag für die Demokratiegeschichte. Sein Verschweigen hingegen zeigt, dass das heutige Bild von Frauen des 19. Jahrhunderts verbunden mit Friedfertigkeit und Machtlosigkeit, ein verzerrtes und auch mit Blick auf unsere Geschlechterdebatten lähmendes ist“, erläutert die Historikerin Dorothee Linnemann vom Historischen Museum Frankfurt.

Schon 2018, anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“, wurden die Bildnisse der ehemals Herrschenden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Kaisersaal verdeckt. Damals traten sie zu Gunsten von Protagonistinnen der ersten Frauenbewegung in den Hintergrund.
Die diesjährige Ausstellung anlässlich des Paulskirchenjubiläums macht deutlich, an welchen Stellen Frauen gekämpft und maßgeblichen Einfluss auf die Geschichte der Demokratie genommen haben. Interessierte haben die Gelegenheit, diese bedeutsamen Frauen der Weltgeschichte kennenzulernen, die bisher abseits des Rampenlichts standen.
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Biografien finden sich im Katalog. Postkarten stellen die Frankfurter Akteurinnen genauer vor.

Die Ausstellung kann ab Freitag, 28. April, zu den regulären Öffnungszeiten des Kaisersaals täglich von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Informationen können unter Kaisersaal (frankfurt-tourismus.de) eingesehen werden.

Das Rahmenprogramm mit dialogischen Führungen, Theateraufführungen und Veranstaltungen lädt zum Kennenlernen und Diskutieren ein. Die dialogischen Führungen können im Einzelnen online gebucht werden und greifen aktuelle Fragen rund um Demokratie, Erinnerungsarbeit und Geschlechtergerechtigkeit auf. Weitere Informationen finden sich unter Klischeefreie Zone | Frankfurt am Main | Revolutionär:innen (klischeefreie-zone-ffm.de).

Bei der Langen Nacht der Museen am Samstag, 13. Mai, treffen die Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Ausstellung exklusiv auf die Installation
</A “Manifesto” of= {every} One.s Own> von Swoosh Lieu, die Puzzleteile vergangener Kämpfe in neue Zusammenhänge bringt. Sie setzt sich auf den Spuren feministischer Geschichte mit den Möglichkeiten einer utopischen Zukunft auseinander.

Die Ausstellung kann außerdem beim „Römer Open 2023 – Einblick ins Rathaus“, dem Tag der offenen Tür im Rathaus der Stadt Frankfurt am Main, besucht werden. Am Samstag, 20. Mai, lädt die Stadtverwaltung unter dem Motto „Demokratie erleben“ einen ganzen Tag lang dazu ein, den Römer zu erkunden. Weitere Informationen dazu finden sich unter Start (einblick-ins-rathaus.de).

Alle Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm sind zu finden unter Revolutionär:innen (klischeefreie-zone-ffm.de).

Die Ausstellung und das Rahmenprogramm wurden vom Frankfurter Frauenreferat initiiert, konzipiert und kuratiert. Fachlich begleitet durch Dorothee Linnemann vom Historischen Museum Frankfurt, unter Mitarbeit von Birgit Bublies-Godau vom Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum. Unterstützt wird das Projekt auch von der Tourismus + Congress GmbH.