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Angehörige im Ausland pflegen zu lassen ist trotz hoher Pflegeheimpreise in Frankfurt kein Trend

Die Entscheidung fällt nicht leicht. Die eigene Wohnung verlassen, mit all den lieb gewordenen Erinnerungen. In ein ganz neues Zuhause einziehen, die Privatsphäre in der Regel eingeschränkt auf ein rund 16 Quadratmeter großes Zimmer. Die allerwenigsten alten Menschen tun das freiwillig. Ganz abgesehen von den damit verbundenen Kosten. Ein Platz in einem Frankfurter Altenpflegeheim kostet mit Pflegestufe II in der Regel zwischen 110 und 130 Euro am Tag. 1.279 Euro im Monat steuert die Pflegekasse bei, im Schnitt sind 2.100 bis 2.500 Euro selbst zu bezahlen. Viele Frankfurter, die älter als 65 Jahre sind,  können die Kosten für den Heimplatz nicht alleine tragen. Sie sind auf finanzielle Mittel vom Jugend- und Sozialamt angewiesen, die  sogenannte Hilfe zur Pflege. Zurzeit sind es 1.700 stationär untergebrachte Frankfurter. Gut 4.900 Plätze halten die 45 Pflegeeinrichtungen in Frankfurt vor. Drei von ihnen nehmen nur Selbstzahler auf.  Alle übrigen Altenpflegeheime trafen mit dem Jugend- und Sozialamt Vereinbarungen zur Pflege- und Investitionsvergütung, die bei Bedarf eine problemlose Abrechnung über die kommunale Hilfe zur Pflege ermöglichen.

Frédéric Lauscher, Vorstandsvorsitzender des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe mit sieben Pflegeheimen in Frankfurt, bestreitet dennoch, dass Pflege hierzulande teuer ist: „Der Pflegesatz ist mit den Pflegekassen verhandelt, die Preise sind bundesweit relativ ähnlich bezogen auf Pflege, Unterkunft und Verpflegung.“ Lediglich die von den Bewohnern ebenfalls zu tragenden Investitionskosten seien je nach Lage des Hauses verschieden.

Manche Frankfurter Einrichtungen haben ihre  Preislisten detailliert ins Internet gestellt, andere muss man aufsuchen oder um Prospekte bitten, um Näheres zu erfahren. Unter zehn Euro am Tag liegen meist die Kosten für die Verpflegung, die Unterkunft schlägt mit rund 13 bis 15 Euro zu Buche, die Ausbildungsumlage beträgt in der Regel weniger als zwei Euro am Tag und die Investitionskosten liegen bei etwa 20 bis 30 Euro. Den Löwenanteil machen die Kosten für die Pflege aus. Sie bewegen sich bei Pflegestufe II in der Regel zwischen 65 und 70 Euro.

Die Personalmenge, die pro Bewohner eingesetzt werden muss, „ist in jedem hessischen Pflegeheim gleich“, sagt Frédéric Lauscher. Auf Landesebene sei pro Bewohner eine Kennzahl vereinbart, „man darf nicht mehr und nicht weniger Personal haben“. Bei Pflegestufe I liege sie beispielsweise bei einer Vollzeitkraft für 3,4 Bewohner, allerdings bezogen auf 24 Stunden, also drei Schichten. Eine Ausnahme bei diesen Rechenbeispielen bilden die Seniorenresidenzen für Selbstzahler. Sie sind mit ihrem hochpreisigen Angebot für Wohlhabende  „ein enger Nischenmarkt“, sagt Lauscher.

Ganz anders liegen die Preise einer in Osteuropa beheimateten Kette mit Senioreneinrichtungen in Tschechien, Ungarn oder der Slowakei. Neben einer Aufnahmegebühr von rund 2.000 Euro fallen hier laut den Angaben im Internet bei Pflegestufe II zwischen 800 und 1.200 Euro im Monat an. Abzüglich des Pflegegeldes in Höhe von 440 Euro bleibt für jeden Bewohner somit ein Eigenanteil von 360 bis 760 Euro pro Monat.

Als Gründe für die gravierenden Preisunterschiede im Vergleich zu Frankfurt nennt Frédéric Lauscher die deutlich niedrigeren Immobilienpreise und die geringeren Löhne in Osteuropa.  Aber er sieht auch deutliche Qualitätsunterschiede: „Hier in Deutschland haben wir eine gute Altenpflegeausbildung mit modernen Konzepten, in Osteuropa hingegen arbeiten Krankenschwestern in den Einrichtungen. In Deutschland haben wir ein ganz anderes Know-how.“

Einen Trend, Angehörige im Ausland pflegen zu lassen, macht Frédéric Lauscher in Frankfurt sowieso nicht aus. Er sieht die Zukunft  vielmehr im weiteren Ausbau ambulanter Dienste. Denn der Vorstandsvorsitzende  des Frankfurter Verbandes macht immer wieder die Erfahrung: „Die Leute wollen nicht ins Pflegeheim. Und wenn, dann möchten sie in der Nähe ihrer Bekannten und ihrer Kinder bleiben.“ Auch das Pflegeheim sei für Hochbetagte „nur eine Teilkaskoversicherung“. Zwar bemühten sich die Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen auch um das psychische Wohlbefinden der Bewohner, „aber sie können nie den Besuch von Verwandten, Bekannten oder Kindern ersetzen.“

Susanne  Schmidt-Lüer