Das Frühstück ist bekanntlich die wichtigste Mahlzeit des Tages, vor allem für Kinder. Das wissen viele, auch Kristin Leonhardt: Sie koordiniert und organisiert das Projekt „Brotzeit“ an aktuell 13 Frankfurter Grund- und Förderschulen.
„Brotzeit“ ist ein kostenloses Frühstück für Jungen und Mädchen, das ihnen während des Schuljahrs täglich in der Regel von 7 bis 9.30 Uhr in ihrer Grundschule angeboten wird. Für die Einsätze an Frankfurter Schulen sucht die Projektleiterin noch helfende, ehrenamtliche Hände. Im Fokus hat sie hierbei Ältere im Ruhestand, „die eine Aufgabe suchen, gebraucht werden wollen und gerne Kontakt zu Kindern haben“, beschreibt die studierte Kulturwissenschaftlerin.
2009 wurde der gemeinnützige Verein brotZeit auf Initiative der Schauspielerin Uschi Glas in München gegründet. Das Anliegen damals wie heute: für jedes Kind in Frühstück. Denn in einem reichen Land wie Deutschland müsse kein Kind Hunger leiden, so die zentrale Botschaft. Heute sind 313 Schulen aus München, Mittelfranken, Augsburg, Berlin, Heilbronn, Nordbaden, Vorderpfalz, Leipzig, Dresden, Hamburg, Bremen, dem Ruhrgebiet, dem Regierungsbezirk Braunschweig, Hannover-Hildesheim und seit 2018 auch aus Frankfurt beteiligt. 1800 Senior:innen versorgen täglich 13.965 Schüler:innen. Finanziert wird die Gratis-Mahlzeit für die Grund- und Förderschüler:innen vor allem aus Spenden und durch die Unterstützung privater Unternehmen.
Die Liebfrauenschule in der Innenstadt und die August-Jaspert-Schule in Bonames waren vor fünf Jahren die ersten Frankfurter Schulen, die zu dem Projekt Brotzeit stießen, berichtet Leonhardt. Aktuell sind es 13 Schulen, zwölf weitere sind in Planung. Seit dem Start 2018 in Frankfurt wurden mehr als 212.000 Frühstücke verteilt. Unangemeldet können die Kinder morgens an dem Frühstück in ihrer Schule teilnehmen. Das Helfer-Team baut hierfür ein Büfett mit allerlei Leckereien auf: verschiedene Brotsorten, Marmelade, Käse, Geflügelwurst, Joghurts, Äpfel, Gurken, Milch, Tee, Säfte. „Die Kinder sollen sich wie an einem Hotelbüfett fühlen: Sie sollen auswählen, was sie möchten, und sich davon nehmen. Die Helfer schmieren keine Brote, sondern zeigen den Kindern alles, damit sie sich trauen, auch zuzugreifen. Wichtig ist vielmehr der zwischenmenschliche Kontakt zwischen den Kindern und den Senioren“, beschreibt die Projektleiterin. Das Miteinander, der Austausch, das Voneinander lernen: Diese Punkte stünden beim gemeinsamen Frühstück im Mittelpunkt. „Viele der Jungen und Mädchen haben selbst keine Großeltern mehr oder nicht vor Ort. So kommen die Generationen miteinander in Kontakt und ins Gespräch“, erklärt Kristin Leonhardt und betont: „Die Älteren haben ein offenes Ohr für die Kinder, und so entsteht eine tolle Atmosphäre.“ Zwischen 35 und 40 Kindern kommen im Durchschnitt an den Frankfurter Schulen zu den Brotzeit-Frühstücken. Gestärkt mit einem Frühstück in den Unterricht zu gehen, „hat auch etwas mit Chancengleichheit zu tun. Die Kinder sind fitter, aufmerksamer, konzentrierter und damit aufnahmefähiger. Auch sitzen beim Frühstück Kinder nebeneinander, die sonst keine Berührungspunkte haben. So entstehen auch Freundschaften“.
Vor ihrem Einsatz werden die Ehrenamtlichen in Fragen der Lebensmittelhygiene geschult und in der Handhabung technischer Geräte wie Kocher oder Kühlschränke, deren Anschaffung über das Projekt finanziert wird. Ebenso die Aufwandsentschädigung für die Helfer:innen. So erhalten analog zu Übungsleiter:innen in Vereinen sieben Euro die Stunde. Aktuell seien zwölf weitere Schul-Partnerschaften in Vorbereitung. Die Nachfrage steige, auch kommen durchaus immer mehr junge Menschen mit leeren Mägen zum Unterricht, berichtet Kristin Leonhardt. Die bisher beteiligten „Schulen sind so happy damit“ und bei vielen das Frühstücksangebot „ein fester Bestandteil der Schulgemeinde“. Auch steht Leonhardt bereits mit der ersten Schule in Offenbach in Kontakt, die ebenfalls Interesse zeigt. Und so sind weitere Helfer willkommen. „Wir suchen Teamplayer, zuverlässige und offene Menschen. Aber ihr Einsatz muss auch in ihr Leben und in ihren Alltag passen. Ideal sind zwei Vormittage in der Woche, aber es geht auch einer“, erläuterte die Koordinatorin. Wichtig sei auch die Flexibilität, wenn die Senior:innen verreisen oder aus anderen Gründen zeitlich verhindert sind: „Dann werden Dienste getauscht. Das ist alles kein Problem.“
Alle zwei Wochen bestellen die Schulen aus einem mit 30 verschiedenen Lebensmittel gefüllten Warenkorb, mit dem Kooperationspartner Lidl bundesweit das Projekt unterstützt. Vor Ort versorgen Logistikunternehmen die Verteilung der Lebensmittel. In Frankfurt sitzt dieser in Kalbach am Martinszehnten.
Sonja Thelen
Infobox:
Senior:innen, die sich aktiv bei Brotzeit einbringen möchten, melden sich bei Projektleiterin Kristin Leonhardt, E-Mail: leonhardt@brotzeit.schule, Tel. 01590/1837960. Weitere Informationen über das Projekt: www.brotzeitfuerkinder.com
Folgende Schulen werden aktuell von brotZeit in Frankfurt gefördert:
1. Innenstadt / Liebfrauenschule Schäfergasse 23, 60313 Frankfurt
2. Bonames / August-Jaspert-Schule Harheimer Weg 16, 60433 Frankfurt
3. Frankfurter Berg / Albert-Schweitzer-Schule Berkersheimer Weg 26, 60433 Frankfurt
4. Alt-Eschersheim / Fried-Lübbecke-Schule Im Uhrig 17, 60433 Frankfurt
5. Eschersheim / Ludwig-Richter-Schule Hinter den Ulmen 10, 60433 Frankfurt
6. Hausen / Kerschensteinerschule Am Spritzenhaus 2, 60488 Frankfurt
7. Gallus / Günderrodeschule Hufnagelstraße 25, 60326 Frankfurt
8. Gallus / Bürgermeister-Grimm-Schule / rBFZ Ackermannstr. 39, 60326 Frankfurt
9. Griesheim / Eichendorffschule Waldschulstraße 83, 65933 Frankfurt
10. Nied / Niddaschule Oeserstraße 2, 65934 Frankfurt
11. Höchst / Hostatoschule Hostatostraße 38, 65929 Frankfurt
12. Rödelheim / Brentanoschule Biedenkopfer Weg 33, 60489 Frankfurt
13. Sindlingen / Meisterschule Herbert von Meister Str. 5 , 65391 Frankfurt