Aktuelle Ausgabe zum Lesen  eye   zum Hören  ear
Schriftgröße  

Der Platz an Bockenheimer Warte erinnert künftig an die große Schauspielerin des deutschen Films.

Foto: Stadt Frankfurt/ Holger Menzel

Wenn in einigen Jahren die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auf dem künftigen Kulturcampus an der Bockenheimer Warte ihr Domizil beziehen wird, dann wird dieses als Adresse „Hannelore-Elsner-Platz“ haben. Benannt nach der berühmten deutschen, 2019 verstorbenen Filmschauspielerin, deren Heimat bis zu ihrem Tod fast 30 Jahre lang Frankfurt war. Genauer gesagt das Westend. Auf der Körnerwiese hat sie gelebt. Mit ihrem damaligen Mann Uwe B. Carstensen und ihrem Sohn Dominik Elstner (das „t“ hatte sie zum Start ihrer Filmkarriere für ihren Künstlerinnennamen weggelassen) war Elsner 1990 nach Frankfurt gezogen. Jetzt wurde der bislang namenslose Platz rund um die Warte nach der Charakterdarstellerin benannt.
Im Beisein von Sohn Dominik wurde in einer Feierstunde, für die langjährige Weggefährt:innen wie die Schauspieler:innen Iris Berben und Florian David Fitz, der Regisseur Oskar Roehler und Produzent Nico Hoffmann angereist waren, das neue Namensschild enthüllt. Neben der Prominenz hatten sich auch hunderte Interessierte und Neugierige auf dem Platz eingefunden, um der Zeremonie beizuwohnen und mal einen Blick auf die Berühmtheiten zu werfen. Sie drängten sich um die Klappstühle, auf denen die bekannten Gesichter aus Film und Fernsehen Platz nahmen, während Michel Friedman, ein langjähriger enger Freund Elsners, die Veranstaltung moderierte. Und die „Zaungäste“ wurden nicht enttäuscht. Unterhaltsam, launig, amüsant geriet die Feierstunde. Die Wegbegleitenden sparten nicht mit Anekdoten, die sie an Filmsets, privat oder bei Preisverleihungen mit Hannelore Elsner erlebt hatten. Zugleich wurde das Werk der Künstlerin, ihre kreative Einzigartigkeit, ihre Ausdrucksfähigkeit, ihre Leidenschaft für ihren Beruf, wie auch ihre Liebe am Leben und für ihren Sohn intensiv gewürdigt, sodass alle, die der Feier beiwohnten, das Gefühl hatten, durch die lebendigen Erzählungen die große Darstellerin ein wenig kennengelernt zu haben.
„Viele haben uns immer verglichen. Aber wir waren sehr unterschiedlich“, so Berben. Während es ihr immer sehr unangenehm ist, unpünktlich zu sein, war Hannelore Elsner da deutlich gelassener. Begleitet vom Lachen des Publikums auf dem Platz erinnerte sich Berben an einen Dreh, zu dem Hannelore Elsner eine Stunde später kam und lapidar meinte: „Ich musste noch ganz dringend meditieren.“ Berben, Fitz, Roehler und Hofmann beschrieben den Menschen Hannelore Elsner, schilderten ihre Leidenschaft, ihren Einsatz. „Sie war freundlich, warmherzig, aber auch unangepasst und konnte anstrengend sein“, so Berben. Sie sei eben „auch eine Diva gewesen“, ergänzte Florian David Fitz, der drei-, viermal ihr Filmsohn war. Er erinnerte sich an ihre „beschützende Art“: „Sie war ein sorgsamer, liebevoller, wunderbarer Mensch, mit dem man lachen, weinen und intensiv Spaß haben konnte.“ Mit ihr habe er das „tollste Gespräch über den Tod geführt“, erinnerte sich der 48-Jährige.
Obwohl Elsner fast 30 Jahre lang in Frankfurt lebte und durchsetzte, dass die die Krimireihe um die von ihr verkörperte Polizeiermittlerin Lea Sommer in Frankfurt spielte, tat sie sich zunächst schwer mit der Stadt nach ihrem Umzug von München an den Main. Davon berichtete Oberbürgermeister Mike Josef in seiner Begrüßung, der hierzu aus Elsners Biografie zitierte, wo sie über „Hässlichkeiten ohne Grenzen“ in Frankfurt schrieb, aber vor allem das „Multikulturelle und Weltoffene“ an ihrer Wahlheimat schätzte. Und Florian David Fitz ergänzte: „Sie ist sogar von Frankfurt mit dem Auto nach München zum Einkaufen auf den Viktualienmarkt gefahren.“
Zugleich würdigten Berben und Fitz die Benennung des Platzes, der künftig die Heimstatt der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sein soll, nach ihrer verstorbenen Kollegin und Freundin. „Das ist einfach hervorragend und großartig, gerade in unserer schnelllebigen Zeit ein solches Podium zu bieten, um sich ihrer zu erinnern“, sagte Iris Berben: „Sie hätte sich gefreut, aber auch viel gelacht, dass sie einen Platz bekommt“, so Berben. Und auch Elsners Sohn Dominik sagte: „Meiner Mutter hätte das sehr gefallen, und es wäre ihr eine Ehre gewesen, da bin ich mir sicher. Ich werde nun wahrscheinlich öfters am Hannelore-Elsner-Platz sitzen.“
Die Idee, den geschichtsträchtigen Platz nach Hannelore Elsner zu benennen, stammte vom Ortsbeirat 2 (Westend, Bockenheim) und hatte dies im Oktober 2022 beschlossen. So hatte der Ortsbeirat mit Dominik Elstner und Unterstützung durch die Stadt zu der Zeremonie eingeladen. Suzanne Turré, Initiatorin und Antragstellerin, betonte in ihrer Begrüßung: „Eine Stadt lebt durch ihre Menschen und wird durch diese geformt. Die Gegenwärtigen und die Gegangenen. Eine der ganz großen Menschen im Stadtteil war Hannelore Elsner. Im Ortsbeirat 2 war daher unumstritten, diese großartige Frau und Künstlerin in unserem Stadtteil zu würdigen und fest zu verankern“, so Turré, die hofft, dass die städtebauliche Entwicklung bald voranschreitet: „Dieser Platz im Herzen des künftigen Kulturcampus mit Hannelore Elsners Namen wird der Hochschule zu Füßen liegen.“

Sonja Thelen