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In der Nacht vom 29. auf den 30. März werden die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt.

Foto: Pexels/ koolshooter

In der Nacht vom 29. auf den 30. März werden die Uhren wieder auf Sommerzeit (MESZ) umgestellt: Morgens um 2 Uhr springen die digitalen Uhren direkt auf 3 Uhr. Bei analogen Uhren wird der Zeiger um eine Stunde nach vorne geschoben. Entsprechend verlieren wir eine Stunde Schlaf. Das kann dazu führen, dass der Biorhythmus bei sensiblen Menschen kurzzeitig aus dem Gleichgewicht gerät. Und obwohl es dann morgens wieder dunkler ist, gibt es dennoch Grund zur Freude, denn abends bleibt es ab dem 30. März dann wieder länger hell.
Aber sollte die Zeitumstellung nicht eigentlich abgeschafft werden? Schließlich entscheid das Parlament der Europäischen Union im März 2019 mehrheitlich, auf die Zeitumstellung zu verzichten, nachdem bei einer Befragung der Bevölkerung Europas 84 Prozent für eine Abschaffung stimmten. Allerdings nahmen nur 4,6 Millionen Menschen an der Befragung teil – etwa 1 Prozent der Bevölkerung. Zwei Drittel davon waren übrigens Deutsche.
Danach sollten eigentlich die einzelnen EU-Staaten klären, ob sie lieber die Sommerzeit (MESZ oder mitteleuropäische Sommerzeit) oder die Normalzeit (MEZ, mitteleuropäische Zeit oder umgangssprachlich Winterzeit) behalten wollen. Zu befürchten ist, dass es einen „Flickenteppich“ verschiedener Zeitzonen in Europa geben könnte. Im März 2021 sollte eigentlich zum letzten Mal die saisonale Zeitumstellung auf Sommerzeit erfolgen. Doch die verschiedenen EU-Staaten können sich nicht einigen, ob dauerhaft die Sommerzeit oder die mitteleuropäische Zeit eingeführt werden soll. Die Abstimmung wurde deshalb auf unbestimmte Zeit vertagt, denn die 27 Länder streiten, wie der Wegfall der Zeitumstellung genau umgesetzt werden soll. Und ohne Einigung kann das Vorhaben scheitern. Im Lauf der Debatten kristallisierte sich heraus, dass manche EU-Staaten wie beispielsweise Portugal grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung sind.
Auch die Folgen jeder Änderung des Status quo wären in der Tat beträchtlich, denn in der EU gibt es drei Zeitzonen, die größte von ihnen, die der Mitteleuropäischen Zeit, reicht von Spanien bis Polen. Bei einer dauerhaften Sommerzeit würde es im Winter im Westen – aber auch im Nordwesten – des Kontinents erst am Vormittag hell. In Vigo an der spanischen Atlantikküste würde die Sonne am 21. Dezember dann erst um 10.01 Uhr aufgehen, in Brest in der französischen Bretagne um 10.07 Uhr und im norddeutschen Emden um 09.45 Uhr.
Bei einer dauerhaften Winterzeit wiederum würde es im Sommer nicht nur im Biergarten oder in der Strandbar eine Stunde früher dunkel als gewohnt. Die Sonne würde im Osten der EU auch extrem früh aufgehen: In Bialystok in Polen wäre das am 21. Juni um 03.01 Uhr, in Warschau um 03.15 Uhr und in Berlin um 03.44 Uhr.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin befürwortet eine Beibehaltung der Normalzeit – also der Winterzeit. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der „Hauptzeitgeber“ für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Expert:innen zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe. Auch der Deutsche Lehrerverband fürchtet für den Fall einer dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit gesundheitliche Gefahren für Schüler:innen. 
Eigentlich sollte durch die Zeitumstellung Energie gespart werden. Allerdings gibt es keinen Nachweis, dass durch die Zeitumstellung in relevantem Maß Energie gespart wird. Das Umweltbundesamt etwa argumentiert: „Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt. Das hebt sich gegenseitig auf.“ Zudem klagen besonders in den ersten Tagen nach der Zeitumstellung viele Menschen über Schlafprobleme. Diesen sei gesagt: Am 26. Oktober werden die Uhren wieder zurückgestellt – vielleicht ein kleiner Trost …